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Ideologische Argumtion
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Die bisherigen empirischen Übungen:

 

  • empirische Übung 1:
  • Haltlose Hitler -Argumentationen
  • empirische Übung 2:
  • Ideologiekritische Analyse eines FemDisk-Textes gegen Daniel Cohn-Bendit
  • empirische Übung 3:
  • Ideologiekritische Analyse - Beispiel für Medien-Propaganda: Journalistin Anja Reschke (Chefin von ARD-Polit-Magazin ‚Panorama‘) - Thematik Flüchtlinge (23.01.2016)
  • empirische Übung 4:
  • Was ist Propaganda?
  • empirische Übung 5:
  • 26.01.2022 - YouTube-Kommentare - 'Lawyer' - AfD - Curio & Konsorten

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Ideologiekritische Analyse - Beispiel für Medien-Propaganda

16,01,23 – Journalistin Anja Reschke (Chefin von ARD-Polit-Magazin ‚Panorama‘) - Thematik Flüchtlinge


Im Gießener Anzeiger vom 23. Januar 2016 heißt es S.18: <Auf Einladung von Prof. Ulrike Weckel, Leiterin des Studienfachs Fachjournalistik Geschichte [an der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen], ist Anja Reschke nach Gießen gekommen, um über kritischen Journalismus und vor allem über das Fernsehmagazin "Panorama" zu sprechen.> Die Überschrift des Zeitungsartikels lautet: <“Kübelweise Dreck“ und „Verrohung der Sprache“>. Das Problem für Sie ergab sich insbesondere aufgrund ihres Kommentars in den ARD-Tagesthemen im August 2015, wo sie den „Aufstand der Anständigen“ forderte. Provokanterweise stellte sie damals in den Raum: „Deutschland soll auch Wirtschaftsflüchtlinge aufnehmen“ – wobei sie sich von vornherein schon sicher war über die Hasskommentare, die darauf folgen würden, statt sachlicher Diskussion. Darüber berichtet der Zeitungsartikel allerdings nix.
 

Ich muss natürlich annehmen, dass der Artikel tatsächlich dem entspricht, was an der JLU stattfand.

Es heißt in dem Zeitungsbericht über die Darlegungen von Reschke: <Und nachdem der AfD-Vorsitzende Alexander Gauland die 43-jährige vor wenigen Tagen in der Talk-Sendung „Hart aber fair“ (Link ist spätestens seit 2017 tot) angegriffen und von „Reschke-Fernsehen“ fabuliert hat, das ausschließlich „Propaganda pro Flüchtlinge“ mache, haben die Hetze und offenen Anfeindungen gegen die Moderatorin nochmals zugenommen.> – Was mir hier unangenehm auffällt ist der pejorative Ausdruck „fabuliert“. Darin zeigt sich, meiner Ansicht nach, eine durchgängige Krankheit moderner Berichterstattung: Der Unwille, Nachricht und Faktendarstellung von bewertendem Kommentar zu trennen. Es gibt ja die vielleicht altertümliche Idealvorstellung des sachlichen Journalismus, dass in den informierenden Formen journalistischer Darstellung die Meinung des Journalisten nichts zu suchen habe. Meines Wissens ist es ein Haupt-Kennzeichen propagandistischer Presse, dass sie diese wichtige Unterscheidung ignoriert. Herr Gauland hat also den Ausdruck „Reschke-Fernsehen“ gebraucht – was immer uns das auch sagen will: vielleicht berechtigterweise, vielleicht unberechtigterweise.

Anja Reschke wehrt sich gegen den <Begriff „Lügenpresse“ oder der Vorwurf, die Medien seien „von der Politik gesteuert“ […] Fast ausschließlich im Zusammenhang mit der Berichterstattung über Flüchtlinge.> Diese Oder-Aussage wird nun folgendermaßen widerlegt: <„Ich habe es kein einziges Mal erlebt, dass ein Politiker angerufen und uns gesagt hat, was wir tun und lassen sollen“, stellt Anja Reschke klar.> Damit hat sie aber lediglich den zweiten Teil der Oder-Aussage widerlegt, nicht jedoch den ersten Teil: die Behauptung von der „Lügenpresse“. Es scheint aber so, als sei für sie diese Behauptung durch ihr Argument ebenfalls als falsch mit erledigt. Eine ‚Lügenpresse‘ muss nach meinem Dafürhalten nicht notwendigerweise von Politikern gesteuert werden – da gäbe es ja auch noch andere Denkmöglichkeiten (vgl. z.B. die Recherchen von Wallraff bei der Bild-Zeitung). – Ein interessanter Argumentationstrick übrigens, wie man in der Debatte ein lästiges Argument los wird, indem man noch ein einfach zu widerlegendes Argument per “Oder” bzw. “Und” dranhängt und das letztere dann widerlegt – fertig.
 

Dass die Medien gerne über außergewöhnliche Ereignisse berichten und damit auch über die Flüchtlinge, führt nach Anja Reschkes Ansicht zu folgenden Reaktionen: <Darauf lasse sich mit „zwei Gefühlen“ reagieren: „O Gott, die will ich nicht, die sind so anders“ und „die Menschen sind da und wir müssen uns um sie kümmern“.> Wie soll man auf so viel merkwürdige Einfältigkeit einer Fernseh-Chefin reagieren, da kann verständlicherweise manchen kritischen Menschen doch nur die Wut packen! Als ob es nur diese albernen zwei Möglichkeiten gäbe, die Frau Reschke hier aufzählt. Soviel ich weiß, behaupten auch etliche hartgesottene Pegida-Anhänger lediglich, dass sie kein Gesindel hier haben wollen, gegen rechtschaffene, anerkennenswürdige Flüchtlinge hätten sie keineswegs was. Schon allein diesen trivialen Fall an Reaktionsmöglichkeit kann (oder besser: will) die Journalistin Reschke offenbar nicht in ihr geistiges Repertoire integrieren. Es handelt sich meiner Ansicht nach hier nicht um einfache Einfältigkeit sondern um eine tricky ideologische Argumentation mithilfe prinzipiell mangelhafter Fallunterscheidung (vgl. Trick No.25), denn ich halte Frau Reschke ja nicht für blöd. Der Zweck dieser ideologischen Argumentation ist es meiner Ansicht nach, die eigentliche Problematik, die sich hier auftut, zu ignorieren bzw. nicht zur Debatte kommen zu lassen.
 

Es ist für mich klar, dass es sich hier um Propaganda handelt, denn zum Grundrepertoire aller Propaganda gehört nun mal die ideologische Argumentation.
 

<Im Fernsehen, im Radio sowie in überregionalen Medien seien einzelne Flüchtlinge vorgestellt worden. Diese haben von ihrem Schicksal, dem Fluchtweg, den Hoffnungen für die Zukunft erzählt. „Deshalb gab es so viele Berichte.“> An dieser Darstellung gibt es meiner Ansicht nach zwei Dinge zu bemängeln. Erstens ist es eine grobe Verzerrung der Realität, wenn nur Bilderbuch-Flüchtlinge dargestellt werden und nicht auch die problematischen Fälle. Und so viel ich mitgekriegt habe, werden die negativen Fälle in den offiziösen Medien nicht gleichberechtigt neben den Bilderbuchfällen behandelt, sondern meines Wissens überhaupt nicht. – Zweitens gab es meines Ermessens nicht einfach nur „deshalb“ so viele Bilderbuch-Berichte, weil so viele Flüchtlinge so viel zu erzählen hatten, sondern es sollte eine bestimmte positive Richtung, Haltung, Tendenz in der Bevölkerung gegenüber ‚den‘ Flüchtlingen (und zwar allen!) bewirkt werden. Was ist das anderes als ‚Propaganda‘? Lt. Wikipedia bezeichnet Propaganda „einen absichtlichen und systematischen Versuch, öffentliche Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und Verhalten zum Zwecke der Erzeugung einer vom Propagandisten oder Herrscher erwünschten Reaktion zu steuern“. – Ich bin also durchaus der Meinung, dass sich die mit einem deutschen Fernsehpreis ausgezeichnete Journalistin Anja Reschke in diese Propaganda-Kampagne mit einreiht.
 

<“Und dann kam Köln.“>
 

Das ist ja nachgerade ein klassischer Satz! Ja was war denn mit Köln? Was hat Anja Reschke dazu zu sagen? Inhaltlich ist da bei ihr vollkommene Leere, kein Bedauern für die Opfer, keine Entschuldigung bei Pegida oder AfD, dass man sich doch geirrt habe, und sie (teilweise) zu Unrecht diffamiert habe, denn diese hätten allem Anschein nach mehr recht gehabt als gedacht. Stattdessen werden wir mit den aus Reschkes Sicht verhängnisvollen Folgen von „Köln“ vertraut gemacht:
 

1. <Seitdem haben die Diskussionen, vor allem auch die pauschalen Vorwürfe gegen Asylbewerber an Schärfe enorm zugenommen.> - Hier wieder so eine merkwürdige Verknüpfung zweier Aussagen. Richtig ist einerseits, dass die Diskussionen zugenommen haben. Inwieweit die pauschalen Vorwürfe gegen Asylbewerber an Schärfe enorm zugenommen haben, kann ich persönlich nicht beurteilen, da ich mich nicht in die Niederungen der sog. Sozialen Medien und der YouTube-Kommentare begebe. Aber was ist dagegen einzuwenden, dass auf Grund von ‚Köln‘ jetzt mehr kritische Diskussionen an die Öffentlichkeit dringen?
 

2. <“Das Stimmungsbild ist inzwischen so polarisiert, dass die beiden Lager immer weiter auseinanderdriften“, sagt Anja Reschke. Und fügt hinzu: „Was wir gerade in der Politik und den Medien beobachten können, hat eine Sprengkraft, wie ich sie noch nie erlebt habe.“> - Kein Wunder, wenn Kritiker der Flüchtlingspolitik als ‚Rassisten‘ und ‚Nazis‘ verdächtigt werden (was übrigens auch ein ideologischer Trick ist; siehe ideologischer Argumentationstrick No.06). Damit erzeugt man ja schon fast bürgerkriegsähnliche Zustände, wo schließlich die eine Seite der anderen Seite das Menschsein und die Existenzberechtigung abspricht. Mit ideologischer Argumentation kann man keinen ehrlichen Dialog führen, sie will autoritär etwas durchsetzen. Die von Reschke beklagte Polarisierung ist meiner Ansicht nach die Folge der offiziösen Propagandakampagnen: pauschal ‚pro Flüchtling‘, pauschale Diskriminierung der Kritiker als ‚Rassisten‘ und/oder ‚Nazis‘.
 

3. <Dabei ist durchaus zu spüren, dass ihr das selbst auch Angst macht. Vor allem, weil sie schon länger festgestellt hat, dass keine gemeinsame Basis an Fakten innerhalb der Bevölkerung vorhanden ist. Und das sei eine „Gefahr für die Demokratie“. Immer wieder tauchen etwa Gerüchte im Zusammenhang mit Flüchtlingen auf – etwa über angebliche Vergewaltigungen oder vorgebliche Schließungen von Geschäften wegen Diebstählen. Und obwohl diese durch Recherchen widerlegt und als Lügen gebrandmarkt werden, beherrschen sie weiterhin als „Fakten“ den Diskurs. Vor allem im Internet. Das zeige, „dass wir einen Teil der Leute unwiederbringlich verloren haben“.> - Hier taucht wieder die Verknüpfung zweier Aussagen auf. Wenn es keine Schließungen von Geschäften gegeben hat (was wohl stimmt), heißt das ja noch nicht, dass es keine Vergewaltigungen gegeben habe. Will Anja Reschke (und ähnlich denkende Leute) bestreiten, dass es Vergewaltigungen gegeben hat? Dann besteht in der Tat keine gemeinsame Basis an Fakten. Und dann ist das möglicherweise tatsächlich eine Gefahr für die Demokratie (warum, habe ich allerdings noch nicht kapiert). Wieso wundert sich Anja Reschke, dass man mit solcherlei Abstreitereien von Fakten tatsächlich einen Teil der Leute unwiederbringlich verliert? (Und zwar sicherlich nicht nur Unanständige).
 

 

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Hier geht’s weiter zu:

empirische Übung-4

Was ist Propaganda?

 

 

 

 

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